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25.08.2011 eingestellt von: Mario Schuller


Durch Hessens buchigen Norden

Drei Tage vom 15. bis 18. Juli 2011 durch Nordhessen. Vierzehn Teilnehmer legen 200 Kilometer zurück und bewältigen 2500 Höhenmeter.

Die Anreise erfolgte am frühen Freitagmorgen mit der Bahn von Rüsselsheim nach Frankenberg an der Eder. Nach einem kurzen Rundgang über den Markt mit dem historischen 10türmigen Rathaus, startete die Gruppe auf ruhigen Straßen und Radwegen nach Osten zum Kloster Haina. Das ehemalige Zisterzienser Kloster mit der beeindruckenden Kirche wurde ab 1215 in etwa einhundertjähriger Arbeit errichtet und nach der Reformation 1533 von Landgraf Philipp, dem Großmütigen von Hessen in ein “Landeshospital für Arme, Sieche, Blinde, Epileptiker und Irre“ umgewandelt. Noch heute ist es Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Nach der Mittagspause war je nach Tempo gemütliches oder schweißtreibendes auf und ab fahren in Richtung Edersee angesagt. Unterwegs war Zeit, am “Halloh“ die nächste Pause einzulegen. Diese Naturdenkmal der besonderen Art ist ein alter, ca. 3,4 ha großer Hutewald, der aus ca. 190 wirklich knorrigen Buchen besteht. Die besonderen Baumformen sind auf das Beschneiden Baumkronen zurückzuführen. Dadurch wurden Buchen sehr breit mit einem niedrigen Kronenansatz und lieferten viel Laub. Außer der jahrhundertelangen Beweidung durch Schweine, wurden die Buchen zusätzlich durch die Bauern von Albertshausen, dem angrenzenden Dorf, beschnitten und das Laub zur Viehfütterung verwendet. Das letzte Teilstück führte über das Wesetal zur Eder und von dort nach Hemfurth zur Sperrmauer. Hier war das erste Mal der für diese Jahreszeit sehr niedrige Wasserstand des Edersees zu sehen. Die letzten Kilometer zum Waldhotel Wiesemann unterhalb von Waldeck waren schnell geradelt, es lockte die Dusche und das sehr leckere Abendessen.

Am zweiten Tag stand der Nationalpark Kellerwald, der südlich des Edersees liegt, im Mittelpunkt. Nach einem ausgiebigen Frühstück und bei den ersten Sonnenstrahlen fuhren alle gut gelaunt zurück zur Sperrmauer, bevor es richtig in den Nationalpark ging. Waldwege wechselten mit kleinen asphaltierten Stücken ab und bei den Steigungen mit dem recht groben Belag wurde auch mal ein Stückchen geschoben. Im Nationalpark gab es einige Erklärungen zur Geschichte des ehemaligen, fürstlichen Jagdgebietes, das heute fast deckungsgleich mit dem Nationalpark ist. Der Wald ist abwechslungsreicher als vermutet, Kastanienalleen, Eichen, aber auch Obstbäume und Ebereschen wurden bewusst für das Wild angepflanzt. Dazwischen liegen offenen Flächen, sog. Driesche. Driesche oder auch Dreesch, Driesch, Triesch, Trischer sind alte Bezeichnungen für eine vorübergehend ackerbaulich ungenutzte Fläche. Beispielsweise wurden in der früheren Feldwirtschaft erschöpfte Äcker regional unterschiedlich als Driesche, im Norden auch als Dreisch oder Dreesch, bezeichnet. Sie lagen dann erst über einige Jahre brach und wurden danach als Weide genutzt, bis sie wieder in Ackerland umgewandelt wurden. So fanden die Bezeichnungen oft auch Eingang in Flurnamen (Quelle: Wikipedia). Das Picknick zur Mittagspause lassen sich die Radler auf 535 Meter Höhe bei der Quernstkirche mit schönem Ausblick zum Rothaargebirge schmecken. Vor vielen Jahrhunderten war die Quenst dauerhaft besiedelt und es gab hier oben bis zur Reformationszeit eine zweitürmige Kirche für die umliegenden Orte mit einem Friedhof. Zum Gedenken an diese vermutlich seit Bonifatius genutzte kirchliche Kultstätte wurde inzwischen eine Kapelle errichtet. Nach einigen Kilometer auf der Höhe geht es über den Fahrendriesch auf recht steilen Wegen hinab nach Asel an den Edersee, der hier aber nur noch ein Flüsschen ist. Zeit für einen Gang auf die bei normalem Wasserstand weit unter der Oberfläche liegende vierbogige Brücke, die etwa 15 Jahre vor dem Bau der Edertalsperre gebaut wurde, um den Ort Asel, der später im Edersee verschwand, mit dem Gutshof Asel-Süd am Hang des Kellerwalds zu verbinden. Nach Eis und Kaffee kommt der ruhigere Teil des Tages, auf dem Ederseeradweg geht zurück zum Hotel nach Waldeck. Das Sperrmauerfest belohnt am Abend mit Lichtinstallationen auf der Sperrmauer und Feuerwerk, das auch vom Hotel aus gut zu sehen ist.

Am Sonntag ist das Ziel Kassel. Für den Aufstieg vom See nach Waldeck ist die kleine Seilbahn sehr empfehlenswert. Ein Teil der Gruppe nutzt allerdings die steile Straße zum warmfahren. Kurze Zeit später beginnt es richtig zu regnen und so ist die landschaftlich schöne Strecke nach Wolfhagen nicht richtig zu genießen. Nach der wieder trockenen Mittagspause mit Pizza, Pasta, Salat, müssen noch die Basaltkuppen des Habichtswaldes überwunden werden, bevor hinter Dörnberg die Abfahrt durch den Wald nach Kassel folgt. Für alle, die noch ein paar Körner übrig haben, lockt als Abschluss das Schloss Wilhelmshöhe mit der Aussicht auf den Herkules und das Schlosscafe. Die Rückfahrt mit dem Regionalexpress nach Frankfurt klappt prima und alle kommen wohlbehalten nach Hause.

Fazit: Super Tour, klasse Vorbereitung, gute Stimmung, nette Leute, viel gelacht ….

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